Nach Millionenraub Kreditkartenbetrüger festgenommen
Bankraub im 21. Jahrhundert – das bedeutet nicht mehr maskierte, mit Pistolen bewaffnete Bankräuber, sondern weltweit operierende Kriminelle, die für reiche Beute lediglich Laptops und Internet benötigen. Der amerikanischen Polizei ist es gelungen, die New Yorker Zelle eines weltweit tätigen Rings von Kreditkartenbetrügern unschädlich zu machen. Mindestens 45 Millionen Dollar (rund 34 Millionen Euro) Beute haben sie innerhalb kurzer Zeit gemacht, indem sie die Limits für Barabhebungen an Geldautomaten durch geschickte Manipulationen heraufgesetzt hatten.
Bisher sieben Männer verhaftet
Schon Ende März waren vier Mitglieder der New Yorker Zelle festgenommen worden; ein weiterer fiel nur einen Tag vor diesen Festnahmen in der Dominikanischen Republik einem Mordanschlag zum Opfer. Zwei weitere Verdächtige gingen der Polizei Anfang Mai ins Netz.
Millionenbeute in kürzester Zeit
Allein im New Yorker Stadtteil Manhattan hoben Mitglieder der Bande innerhalb weniger Stunden insgesamt 2,8 Millionen Dollar an mehreren hundert Automaten ab. Nach Angaben der New Yorker Staatsanwältin Loretta Lynch war es den Tätern in zwei großen Operationen gelungen, sich über die Computersysteme globaler Finanzkonzerne Zugang zu Prepaid-Kreditkarten zu verschaffen.
Großangelegte Hacker-Attacke
Zwei Mal hatten sich die Betrüger mithilfe ausgeklügelter Techniken in die Zahlungssysteme von Kreditkartenfirmen gehackt. Das erste Mal passierte es im Dezember 2012, zum zweiten Mal schlugen die Kriminellen im Februar 2013 zu.
Angriffe auf MasterCard Debitkarten
Bei der ersten Betrugswelle war der Zahlungsabwickler MasterCard in den Vereinigten Arabischen Emiraten betroffen. Die Prepaid-Kreditkarten (Debitkarten) waren von der dortigen National Bank of Ras Al Khaimah (P.S.C.) (Rakbank) ausgegeben worden. Die Manipulation der Kartendaten mittels Magnetstreifenkarten führte zu 4500 Barabhebungen an Geldautomaten in circa 20 Ländern.
Zweiter Angriff noch massiver
Im Februar dieses Jahres waren MasterCard Guthabenkarten, die von der Bank of Muscat in Oman ausgegeben worden waren, das Ziel der Organisation. In diesem Fall kam es in 36.000 Fällen zu Bargeld-Abhebungen an Automaten in 24 Ländern. Diese hohe Anzahl an Raubzügen war offenbar bestens koordiniert, denn die Organisation machte innerhalb von nur 10 Stunden weltweit eine Beute von umgerechnet mehr als 30 Millionen Euro. Nach neuesten Meldungen waren die Betrüger auch in Deutschland aktiv und erbeuteten allein hier in sieben Städten mehr als 1,8 Millionen Euro.
Nur Guthabenkarten betroffen
Neben der hohen kriminellen Energie verfügten die Täter auch über ausgefeilte Computer-Techniken beim Manipulieren von Kreditkarten. Sie hackten sich in die MasterCard-Systeme ein, um die Daten von Debitkarten zu stehlen, die darauf abgespeicherten Auszahlungs-Limits aufzuheben und die gestohlenen Kartendaten auf Magnetstreifenkarten zu übertragen. Damit konnte schließlich an Geldautomaten überall auf der Welt Bargeld abgehoben werden.
Neue Dimension in der Finanzkriminalität
An der Zerschlagung der New Yorker Zelle der internationalen Betrugs-Organisation war neben der Polizei auch der Secret Service beteiligt, der in die Zuständigkeit des Ministeriums für Innere Sicherheit fällt. Daran ist erkennbar, welche Bedeutung diese neue Form des Bankraubs beigemessen wird. Durch das rasante Wachstum der weltweiten Internet-Nutzung und die ständige Entwicklung neuer Technologien seien die bisher geltenden Grenzen der Finanzkriminalität gesprengt worden, wie es ein Mitarbeiter des Secret Service formulierte. Umso wichtiger sei es daher, dass die Ermittlungsbehörden selbst ebenfalls immer auf dem neuesten Stand der technischen Entwicklung seien.