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Mobiles Zahlen: Endlich funkt’s beim Bezahlen

29 Januar 2013 No Comment
Mobile Payment

MasterCard (C) 2012

Das Bezahlen mit dem Handy hat sich zu einem Milliardengeschäft um Transaktionsgebühren und Kundendaten entwickelt. Neben Finanzdienstleistern und Banken haben auch Internetunternehmen wie Google und EBay eigene Bezahlsysteme entwickelt. Welches System sich dabei letztendlich durchsetzt ist derzeit noch völlig offen. Allgemein gilt, dass die Möglichkeit des kontaktlosen Bezahlens in den nächsten Jahren massiv ausgebaut wird.

Harter Kampf um die Vormachtstellung

Derzeit gibt es verschiedene Systeme, die ein kontaktloses Bezahlen mit Kreditkarten ermöglichen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Karte mit einem NFC Chip ausgestattet ist. Kunden müssen ihre Karte dann lediglich vor ein Lesegerät halten, um die Zahlung durchzuführen. Für Beträge unter 25 Euro ist dabei nicht mal die Eingabe des PIN bzw. eine Unterschrift erforderlich. Die Genossenschaft „Taxi Frankfurt“ rüstet in den nächsten Monaten insgesamt 1.400 Wagen mit den entsprechenden Lesegeräten aus. Von der Zeitersparnis beim Bezahlen profitieren sowohl Kunden wie auch Taxifahrer.

Die am Konkurrenzkampf beteiligten Unternehmen haben jedoch weitaus mehr im Sinn als eine bloße Zeitersparnis für den Kunden. Das berührungslose Bezahlen mit Kreditkarten ist ein gnadenloser Kampf um das Bezahlsystem der Zukunft. Bisher gab es was die bargeldlosen Möglichkeiten des Bezahlens betrifft klare Abgrenzungen. In den Geschäften vor Ort wurde mit Bargeld, Debit- oder Kreditkarten bezahlten. Im Internet kamen vorwiegend Kreditkarten oder spezielle Zahlungsdienste wie PayPal zum Einsatz. In letzter Zeit verwischen die Grenzen jedoch immer mehr. Internetdienstleister wie ebay und Google versuchen im Marktbereich der Finanzdienstleister Fuß zu fassen und umgekehrt. Dabei geht es für jeden Anbieter darum, sein Bezahlsystem zum künftigen Standard zu machen. Derzeit wird der Markt noch von Anbietern überschwemmt, wobei Experten davon ausgehen, dass sich maximal zwei oder drei Systeme dauerhaft durchsetzen werden.

Die wichtigsten Systeme

Das Kölner EHI Retail Institute hat in einer Studie ermittelt, dass etwa 50 Prozent der großen Handelsunternehmen massiv in die Kartenakzeptanz-Infrastruktur investieren wollen. Dabei räumen etwa drei Viertel der Unternehmen dem kontaktlosen Bezahlen die besten Chancen ein und wollen entsprechend in diesem Bereich am meisten investieren.

Die Kreditkartengesellschaft Visa ist mit ihrem System „payWave“ am Start. Dieses basiert auf Kreditkarten, welche zusätzlich mit einem NFC Chip ausgestattet werden. Die Abkürzung NFC steht für „Near Field Communication“, ein Funkstandard mit einer Reichweite von nur wenigen Zentimetern. In den letzten Monaten haben Millionen von Kunden eine neue Karte mit NFC Chip erhalten. Die Karten sollen in erster Linie für kleinere Beträge eingesetzt werden, die bisher in bar bezahlt worden sind.

Der Konkurrent Master Card setzt ebenfalls auf eine Kreditkarte mit einem NFC Chip. Das System heißt hier „PayPass“, wobei alleine in Deutschland etwa 1,2 Millionen Karten im Umlauf sind. Ein Sprecher des Unternehmens wies vor kurzem darauf hin, dass es sich bei „PayPass“ um kein Modellprojekt, sondern ein bereits am Markt etabliertes System handelt. Die Akzeptanz würde sich automatisch erhöhen, da der Handel bei einem Austausch der Lesegeräte automatisch ein NFC fähiges Gerät erhält. Bei NFC handelt es sich um einen allgemeinen Standard, sodass die Lesegeräte bei Installation der entsprechenden Software mit den Karten aller Anbieter zurechtkommen.

Die Sparkassen sowie die Volks- und Raiffeisenbanken sind mit „girogo“ ebenfalls mit einem eigenen NFC Zahlsystem auf dem Markt vertreten. Derzeit befindet sich das System noch in der Pilotphase und ab Mitte nächsten Jahres sollen dann alle Debit-Karten mit einem NFC Chip ausgeliefert werden. Bis zum Jahr 2015 sollen dann alle Karten ausgetauscht sein. Im Vergleich zu den Zahlsystemen von Visa und MasterCard hat „girogo“ jedoch einen Nachteil. Die Abrechnung der getätigten Buchungen erfolgt hier nicht über das Girokonto. Stattdessen müssen Kunden vorab einen entsprechenden Betrag auf die Karte laden. Dieses Verfahren wurde bereits bei der „Geldkarte“ mit nur mäßigem Erfolg eingesetzt. Neben dem umständlichen Aufladen liegt der Hauptgrund darin, dass Spontankäufe mit diesem System nicht möglich sind.

Vereinfachte Aufladung bei „girogo“

Wie die Betreiber von „girogo“ kürzlich mitteilten, habe man aus den Fehlern bei der Geldkarte gelernt. So soll das Aufladen bei NFC kundenfreundlicher gestaltet werden. Zum einen können Kunden die Karte auch im Geschäft aufladen und zum anderen gibt es die Möglichkeit einer Abo-Funktion. Wird diese Funktion aktiviert, so erfolgt eine automatische Aufladung, wenn ein zuvor festgelegter Mindestbetrag erreicht wird. Allerdings bleibt immer noch ein Nachteil bestehen. Kommt es zu einem Verlust der Karte, so ist der aufgeladene Betrag in jedem Falle weg. Es ist möglich bis zu 200 Euro auf die NFC Karten zu laden. Bei den Kreditkarten mit NFC Chip werden die mit kontaktlosem Bezahlen getätigten Umsätze über die Karte abgerechnet. Somit droht dem Inhaber auch bei einem Verlust der Karte kein finanzieller Schaden.

Trotz der genannten Nachteile setzt der Handel auf girogo. Mit den großen Handelsketten Douglas, Edeka und Esso konnten bereits einige Partner gewonnen werden. Händler, die bereits PayPass oder payWave akzeptieren, benötigen zur Akzeptanz von girogo keine neuen Geräte. Die vorhandenen Terminals können einfach mit einer entsprechenden Software nachgerüstet werden.

Das Handy wird ebenfalls zur Geldbörse

Neben der Frage welche NFC Karten sich am Ende durchsetzen werden geht es derzeit auch darum, das Handy mittels der NFC Technik ebenfalls zur Geldbörse zu machen. Bereits jetzt haben viele Geräte der Hersteller Sony, Samsung und Nokia die entsprechende Technik bereits an Bord. Dazu soll auch die nächste Version des iPhone mit NFC ausgestattet werden. Über eine entsprechende App kann das Smartphone dann wie Kredit- und Debitkarten zum Bezahlen eingesetzt werden. Das Handy wird dann einfach an das Lesegerät gehalten und der entsprechende Betrag dem Girokonto belastet. Bei Summen von mehr als 20 Euro ist zusätzlich noch die Eingabe der PIN erforderlich.

Nach mehreren gescheiterten Versuchen könnte dem Handy nun mit der neuen NFC Technik der Durchbruch als Zahlungsmittel gelingen. Dem Kunden wird es in der Regel egal sein, ob er mit dem NFC Chip im Handy oder auf der Kreditkarte bezahlt. Allerdings bietet die Smartphone App dem Nutzer völlig neue Möglichkeiten. So kann diese direkt in das Online-Banking eingebunden sowie für das Bezahlen im Internet und für Gutscheinsysteme genutzt werden. Nutzer haben dadurch den Vorteil, dass Sie sämtliche Finanzgeschäfte über eine einzige Anwendung erledigen können.